Duration Of Childhood (for E.M.)

by Rainer Maria Rilke (1875-1926)
translated by Howard A. Landman


Dauer der Kindheit (FÜR E.M.)

Lange Nachmittage der Kindheit....., immer noch nicht
Leben; immer noch Wachstum,
das in den Knien zieht -, wehrlose Wartezeit.
Und zwischen dem, was man sein wird, vielleicht,
und diesem randlosen Dasein -: Tode,
unzählige. Liebe umkreist, die besitzende,
das immer heimlich verratene Kind
und verspricht es der Zukunft; nicht seiner.

Nachmittage, da es allein blieb, von einem Spiegel zum andern
starrend; anfragend beim Rätsel des eigenen
Namens: Wer? Wer? - Aber die Andern
kehren nachhause und überwältigens.
Was ihm das Fenster, was ihm der Weg,
was ihm der dumpfe Geruch einer Lade
gestern vertraut hat: sie übertönens, vereitelns.
Wieder wird es ein Ihriges.
Ranken werfen sich so manchmal aus dichteren
Büschen heraus, wie sich sein Wunsch auswirft
aus dem Gewirr der Familie, schwankend im Klarheit.
Aber sie stumpfen ihm täglich den Blick an ihren gewohnteren
Wänden, jenen, den Aufblick, der den Hunden begegnet
und höhere Blumen
immer noch fast gegenüber hat.

Oh wie weit ist es von diesem
überwachten Geschöpf zu allem, was einmal
sein Wunder sein wird, oder sein Untergang.
Seine unmündige
Kraft lernt List zwischen den Fallen.

Und das Gestirn seiner künftigen Liebe
geht doch schon längst unter den Sternen,
gültig. Welches Erschrecken
wird ihm das Herz einmal reißen dorthin,
daß es abkommt vom Weg seiner Flucht
und gerät in Gehorsam und heiteren Einfluß?

Duration Of Childhood (for E.M.)

Long afternoons of childhood ..., still not
life, still only growth,
that tugs at the knees -, defenseless waiting-time.
And between what one will be, perhaps,
and this borderless existence-: deaths,
uncountable. Love possessively encircles
the child whose secrets are always betrayed
and promises him to the future; not his.

Afternoons, that he spent alone, staring
from one mirror to another; querying the riddle of his own
name: Who? Who?- But the others
sweep homeward and overwhelm him.
What the window, what the path,
what the musty odor of a drawer
had confided to him yesterday: they drown it out, thwart it.
He becomes theirs again.
As tendrils sometimes fling themselves out from thicker
bushes, so his desire will cast itself out
from the tangle of family, swaying in clearness.
But they dull his glance daily with their inhabited
walls, that glance up which meets the dogs
and sees taller flowers
still nearly eye to eye.

Oh how far it is from this
supervised creature to all that someday
will be his miracle or his undoing.
His immature
power learns guile between the traps.

But the sparkle of his future love
has been moving among the stars for ages,
in full force. Which terror
will one day rip the heart from him,
so that he loses the way he was fleeing
and comes, obedient and cheerful, under its influence?

Copyright ©1997,1998,2021 Howard A. Landman