12 “Erotic” Poems

by Heinrich Heine (1797-1856)
translated by Howard A. Landman


Himmlisch wars, wenn ich bezwang
Meine sündige Begier,
Aber wenns mir nicht gelang,
Hatt ich doch ein groß Pläsier.
It was heavenly, when I conquered
my sinful desire;
but when I did not succeed,
I still had great pleasure.

Ich halte ihr die Augen zu
Und küß sie auf den Mund;
Nun läßt sie mich nicht mehr in Ruh,
Sie fragt mich um den Grund.

Von Abend spät bis Morgens fruh,
Sie fragt zu jeder Stund:
Was hältst du mir die Augen zu,
Wenn du mir küßt den Mund?

Ich sag ihr nicht, weshalb ichs tu,
Weiß selber nicht den Grund –
Ich halte ihr die Augen zu
Und küß sie auf den Mund.
I hold her eyes closed
And kiss her on the mouth;
Now she won't leave me in peace,
She asks me the reason.

From late evening till early morning,
She asks at every hour:
Why do you hold my eyes closed,
When you kiss my mouth?

I don't tell her why I do it,
I don't know the reason myself -
I hold her eyes closed
And kiss her on the mouth.

In welche soll ich mich verlieben,
Da beide liebenswürdig sind?
Ein schönes Weib ist noch die Mutter,
Die Tochter ist ein schönes Kind.

Die weißen, unerfahrnen Glieder,
Sie sind so rührend anzusehn!
Doch reizend sind geniale Augen,
Die unsre Zärtlichkeit verstehn.

Es gleicht mein Herz dem grauen Freunde,
Der zwischen zwei Gebündel Heu
Nachsinnlich grübelt, welch von beiden
Das allerbeste Futter sei.
Which one should I fall in love with,
Since both are lovable?
A beautiful woman is still the mother,
The daughter is a beautiful child.

The white, inexperienced limbs,
They are so touching to look at!
But exciting are ingenious eyes,
That understand our affection.

My heart is like a gray friend,
Who between two bundles of hay
Thoughtfully ponders, which one
Is the very best fodder.

Die Flaschen sind leer, das Frühstück war gut,
Die Dämchen sind rosig erhitzet;
Sie lüften das Mieder mit Übermut,
Ich glaube sie sind bespitzet.

Die Schulter wie weiß, die Brüstchen wie nett!
Mein Herz erbebet vor Schrecken.
Nun werfen sie lachend sich aufs Bett,
Und hüllen sich ein mit den Decken.

Sie ziehen nun gar die Gardinen vor,
Und schnarchen am End um die Wette,
Da steh ich im Zimmer, ein einsamer Tor,
Betrachte verlegen das Bette.
The bottles are empty, the breakfast was good,
The damsels are pinkly heated;
They reveal their bodice cheekily,
I think they are avid.

The shoulders how white, the breasts how nice!
My heart trembles with terror.
Now they throw themselves laughing upon the bed,
And wrap themselves with the covers.

Now they even draw the curtains,
And snore finally about the bet,
There I stand in the room, a lonely fool,
Looking sheepishly at the bed.

Jugend, die mir täglich schwindet,
Wird durch raschen Mut ersetzt,
Und mein kühnrer Arm umwindet
Noch viel schlankre Hüften jetzt.

Tat auch manche sehr erschrocken,
Hat sie doch sich bald gefügt;
Holder Zorn, verschämtes Stocken
Wird von Schmeichelei besiegt.

Doch, wenn ich den Sieg genieße,
Fehlt das Beste mir dabei.
Ist es die verschwundne, süße,
Blöde Jugendeselei?
Youth, that recedes from me daily,
Is replaced by swift courage,
And my bolder arm wraps around
Much slimmer hips now.

Some acted very frightened,
But they soon yielded;
Sweet anger, coy stalling
Is vanquished by flattery.

But, when I enjoy the victory,
I miss the best part of it.
Is it the vanished, sweet,
Stupid eagerness of youth?

Diese schönen Gliedermassen
Kolossaler Weiblichkeit
Sind jetzt, ohne Widerstreit,
Meinen Wünschen überlassen.

Wär ich, leidenschaftentzügelt,
Eigenkräftig ihr genaht,
Ich bereute solche Tat!
Ja, sie hätte mich geprügelt.

Welcher Busen, Hals und Kehle!
(Höher seh ich nicht genau.)
Eh ich ihr mich anvertrau,
Gott empfehl ich meine Seele.
These beautiful masses of limbs
Colossal femininity
Are now, without opposition,
Left to my desires.

If I, passion suppressed, had
approached her high and mighty,
I would have repented such a deed!
Yes, she would have thrashed me.

What bosom, neck and throat!
(Higher I can't see exactly.)
Before I entrust myself to her,
To God I commend my soul.

Ich liebe solche weiße Glieder,
Der zarten Seele schlanke Hülle,
Wildgroße Augen und die Stirne
Umwogt von schwarzer Lockenfülle!

Du bist so recht die rechte Sorte,
Die ich gesucht in allen Landen;
Auch meinen Wert hat Euresgleichen
So recht zu würdigen verstanden.

Du hast an mir den Mann gefunden,
Wie du ihn brauchst. Du wirst mich reichlich
Beglücken mit Gefühl und Küssen,
Und dann verraten, wie gebräuchlich.
I love such white limbs,
The delicate soul's slender shell,
Wild wide eyes and a forehead
Surrounded by black curls!

You are so right, the right sort
That I seek in all lands;
Also your kind understands
So rightly the value of my appreciation.

You have found in me the man,
As you need him. You will give me plenty
Of delight with feeling and kisses,
And then reveal, how common.

Ein Weib

Sie hatten sich beide so herzlich lieb,
Spitzbübin war sie, er war ein Dieb.
Wenn er Schelmenstreiche machte,
Sie warf sich aufs Bett und lachte.

Der Tag verging in Freud und Lust,
Des Nachts lag sie an seiner Brust.
Als man ins Gefängnis ihn brachte,
Sie stand am Fenster und lachte.

Er ließ ihr sagen: O komm zu mir,
Ich sehne mich so sehr nach dir,
Ich rufe nach dir, ich schmachte –
Sie schüttelt' das Haupt und lachte.

Um sechse des Morgens ward er gehenkt,
Um sieben ward er ins Grab gesenkt;
Sie aber schon um achte
Trank roten Wein und lachte.
A woman

They loved each other so dearly,
She was a rascal, he was a thief.
When he played roguish pranks,
She threw herself on the bed and laughed.

The day passed in joy and pleasure,
At night she lay at his breast.
When they took him to prison,
She stood at the window and laughed.

He let her say: O come to me,
I long for you so much,
I cry for you, I yearn -
She shook her head and laughed.

At six in the morning he was hanged,
At seven he was lowered into the grave;
But she at eight
Drank red wine and laughed.

Das Hohelied

Des Weibes Leib ist ein Gedicht,
Das Gott der Herr geschrieben
Ins große Stammbuch der Natur,
Als ihn der Geist getrieben.

Ja, günstig war die Stunde ihm,
Der Gott war hochbegeistert;
Er hat den spröden, rebellischen Stoff
Ganz künstlerisch bemeistert.

Fürwahr, der Leib des Weibes ist
Das Hohelied der Lieder;
Gar wunderbare Strophen sind
Die schlanken, weißen Glieder.

O welche göttliche Idee
Ist dieser Hals, der blanke,
Worauf sich wiegt der kleine Kopf,
Der lockige Hauptgedanke!

Der Brüstchen Rosenknospen sind
Epigrammatisch gefeilet;
Unsäglich entzückend ist die Zäsur,
Die streng den Busen teilet.

Den plastischen Schöpfer offenbart
Der Hüften Parallele;
Der Zwischensatz mit dem Feigenblatt
Ist auch eine schöne Stelle.

Das ist kein abstraktes Begriffspoem!
Das Lied hat Fleisch und Rippen,
Hat Hand und Fuß es lacht und küßt
Mit schöngereimten Lippen.

Hier atmet wahre Poesie!
Anmut in jeder Wendung!
Und auf der Stirne trägt das Lied
Den Stempel der Vollendung.

Lobsingen will ich dir, O Herr,
Und dich im Staub anbeten!
Wir sind nur Stümper gegen dich,
Den himmlischen Poeten.

Versenken will ich mich, o Herr,
In deines Liedes Prächten;
Ich widme seinem Studium
Den Tag mitsamt den Nächten.

Ja, Tag und Nacht studier ich dran,
Will keine Zeit verlieren;
Die Beine werden mir so dünn –
Das kommt vom vielen Studieren.
The Song of Songs

The woman's body is a poem,
Which the Lord God wrote
In the great family album of nature,
When the spirit drove him.

Yes, the hour was favorable for him,
The god was highly enthusiastic;
He had quite artistically mastered the brittle, rebellious material.

Verily, the body of the woman is
The song of songs;
Wonderful verses are
The slender, white limbs.

O what a divine idea
Is this neck, the bare one,
On which the little head sways,
The curly main thought!

The rosebuds of the breasts are
Epigrammatically celebrated;
Unspeakably delightful is the caesura,
Which strictly divides the bosom.

The sculptural creator reveals
The parallel of the hips;
The enclosed spot with the fig leaf
Is also a beautiful place.

This is no abstract concept poem!
The song has flesh and ribs,
Has hand and foot it laughs and kisses
With beautifully rhymed lips.

Here breathes true poetry!
Grace in every turn!
And on the brow the song wears
The stamp of perfection.

I will sing praises to you, O Lord,
And worship thee in the dust!
We are but bunglers compared to you,
The heavenly poet.

I will immerse myself, O Lord,
In thy song's magnificence;
I will devote to its study
The day with the nights.

Yes, day and night I study it,
Won't waste a moment;
My legs are getting so thin -
That comes from much studying.

Ich habe verlacht, bei Tag und bei Nacht,
So Männer wie Frauenzimmer,
Ich habe große Dummheiten gemacht –
Die Klugheit bekam mir noch schlimmer.

Die Magd ward schwanger und gebar –
Wozu das viele Gewimmer?
Wer nie im Leben töricht war,
Ein Weiser war er nimmer.
I have laughed, by day and night,
As men in women's rooms,
I have committed great stupidities -
But cleverness was even worse.

The maid got pregnant and gave birth -
For what all this whining?
Who never in this life was foolish,
A wise man was he never.

Glaube nicht, daß ich aus Dummheit
Dulde deine Teufeleien;
Glaub auch nicht, ich sei ein Herrgott,
Der gewohnt ist zu verzeihen.

Deine Nücken, deine Tücken
Hab ich freilich still ertragen.
Andre Leut an meinem Platze
Hätten längst dich tot geschlagen.

Schweres Kreuz! Gleichviel, ich schlepp es!
Wirst mich stets geduldig finden –
Wisse, Weib, daß ich dich liebe,
Um zu büßen meine Sünden.

Ja, du bist mein Fegefeuer,
Doch aus deinen schlimmen Armen
Wird geläutert mich erlösen
Gottes Gnade und Erbarmen.
Do not think, that I tolerate
your deviltries out of stupidity;
Nor believe that I am a Lord God,
Who is accustomed to forgive.

Your tricks, your traps
I have certainly borne quietly.
Other people in my place
Would long since have beaten you dead.

Heavy cross! No matter, I'll drag it!
You will always find me patient -
Know, wife, that I love you,
To atone for my sins.

Yes, you are my purgatory,
But from your evil arms
I shall be purified and redeemed
by God's grace and mercy.

Es geht am End, es ist kein Zweifel,
Der Liebe Glut, sie geht zum Teufel.
Sind wir einmal von ihr befreit,
Beginnt für uns die beßre Zeit,
Das Glück der kühlen Häuslichkeit.
Der Mensch genießet dann die Welt,
Die immer lacht fürs liebe Geld.
Er speist vergnügt sein Leibgericht,
Und in den Nächten wälzt er nicht
Schlaflos sein Haupt, er ruhet warm
In seiner treuen Gattin Arm.
It goes in the end, there is no doubt
The glow of love, goes to the devil.
Once we are freed from it
The better time begins for us,
The happiness of cool family life.
Man then enjoys the world,
That always laughs for dear money.
He happily eats his favorite dish,
And in the nights he doesn't roll
His head sleeplessly, he rests warm
In his faithful wife's arms. 

Copyright ©2021 Howard A. Landman

Dancer

by Emmy Hennings (1885-1948)
translated by Howard A. Landman


Tänzerin

Dir ist als ob ich schon gezeichnet wäre
Und auf der Totenliste stünde.
Es hält mich ab von mancher Sünde.
Wie langsam ich am Leben zehre.
Und ängstlich sind oft meine Schritte,
Mein Herz hat einen kranken Schlag
Und schwächer wird's mit jedem Tag.
Ein Todesengel steht in meines Zimmers Mitte.
Doch tanz ich bis zur Atemnot.
Bald werde ich im Grabe liegen
Und niemand wird sich an mich schmiegen.
Ach, küssen will ich bis zum Tod.

Dancer

To you it's as if I was already
Marked and waiting on Death's list.
It keeps me safe from many sins.
How slowly life drains out of me.
My steps are often steeped in gloom,
My heart beats in a sickly way
And it gets weaker every day.
A death angel stands in the middle of my room.
Yet I dance until I'm out of breath.
Soon lying in the grave I'll be
And no one will snuggle up to me.
Oh, give me kisses up till death.

Copyright ©1997,1998,2001,2021 Howard A. Landman

Sonnets To Orpheus I, 14

Wir gehen um mit Blume, Weinblatt, Frucht.
Sie sprechen nicht die Sprache nur des Jahres.
Aus Dunkel steigt ein buntes Offenbares
und hat vielleicht den Glanz der Eifersucht

der Toten an sich, die die Erde Stärken.
Was wissen wir von ihrem Teil an dem?
Es ist seit lange ihre Art, den Lehm
mit ihrem freien Marke zu durchmarken.

Nun fragt sich nur: tun es sie gern? ...
Drängt diese Frucht, ein Werk von Schweren Sklaven,
geballt zu uns empor, zu ihren Herrn?

Sind sie die Herrn, die bei den Wurzeln schlafen,
und gönnen uns aus ihren Überflüssen
dies Zwischending aus stummer Kraft und Küssen?

We share the cycle of flower, grape-leaf, fruit.
They don't speak just the language of the seasons.
From darkness grows a gaudy revelation
which is perhaps the object of some mute

envy from the dead, who strengthen the soil.
Can we conceive how they regard their part
in this? It long has been their way to mark
the loam through with their marrow. But this toil:

the question seems to be, whether this is
done freely. Does this, heavy work of slaves,
ensphered press up to us, their lords, as fruit?

Or are they the lords, who sleep beside the roots,
and grant us out of their affluent graves
this thing halfway between brute force and kisses?

Translation notes:

Line 7: “freien Marke zu durchmarken”: This is punning and a bit confusing, as Rilke is playing with the sound-alikes of “Mark” = (bone) marrow, “marken” = to mark, and “Marke” = mark / trademark / label / brand. The sense is both that the dead actively fertilize the soil by spreading their marrow through it, and that they mark the soil (as their own).

Line 10: “Drängt”: Again, as in I,1, we have a choice between penetrate / emerge / come through, but this time modified by “zu uns empor” = upwards to us. So reasonable choices might include “shoot up”, “burst up”, “crop up”, or “arise”.

Line 11: “geballt” = “ensphered”: The most direct translation would be “clenched”, but I think here Rilke is using the secondary meaning of “baled (hay)” or “rolled up (into a ball)”. So we could consider words like “bundled”, “coiled up”, “wound up”, “curled up”, or “furled”. There is also a feeling of collecting, gathering, hoarding, or storing up. The problem with all the phrases ending in “up” is that we also want to use “up” for “empor” in the same line, so they become awkward.


Copyright ©1998,1999,2021 Howard A. Landman

Holly Hurst

Holly Hurst went to the same
first-grade class as I did. She
rode the school-bus every day,
and sometimes sat in front of me.

Her pigtails were the shining blonde
of youth, impossibly bright.
Of her sunny smile, I was rather fond;
and her giggle was sheer delight.

Oh, being a child isn't always heaven,
there's so much that we must depend on -
but the innocence I miss.

Like the day she turned around in her seat,
and blessed my lips with her first completely
pure spontaneous kiss.

San Jose, August 26, 1998

©1998,2020 Howard A. Landman